Kinder brauchen Märchen
Kinder mögen Geschichten, umso mehr wenn sie spannend und fesselnd sind. Gerade Märchen gehören zu dem Bereich der Literatur, der für die Kinder besonders ansprechend ist. Durch ihre einfache Struktur der Sprache sind sie schon für kleine Kinder leicht zu verstehen. Sie regen ihre Fantasie an, wecken die Neugier und nehmen ihnen die Ängste.
Während der Ruhepause werden schon seit Jahren bei uns in der Löwengruppe die drei bekannten Märchen „Die sieben Geißlein“, „Rotkäppchen“ und das russische Märchen „Mascha und der Bär“ erzählt. Immer wieder wollten die Kinder nur diese Märchen hören. Bei einem der täglichen Gesprächskreise kam heraus, dass in ganz wenigen Familien Märchen vorgelesen und schon gar nicht frei erzählt werden. Dies gab uns den Impuls eine Reise in die große Welt der Märchen zu unternehmen. So entstand unser Projekt „Im Märchenwald“.
Zusammen mit den Kindern wurde eine Truhe gebastelt und mit viel Fantasie geschmückt. Wir hatten verschiedene Märchensymbole hergestellt, die in der Truhe deponiert wurden. Jede Woche konnten die Kinder ein Symbol aus der Truhe herausholen. Mal war das eine rote Kappe, dann eine rote Rose, es folgten ein Glitzerschuh, ein Stern in Gold, ein Teddybär und vieles mehr. Es fiel jetzt nicht mehr so schwer zu erraten, welches Märchen vorgetragen wird. Diese wurden dann auf verschiedene Weise vorgestellt, z.B. als Erzählung, als Tisch- oder Puppentheater. Die Augen waren jedes Mal groß und der Mund stand offen. Alles was geschah, erlebten die Kinder mal mit Tränen oder mit Funken der Freude in den Augen mit. Auch das Klatschen nach dem glücklichen Ende eines Märchens sprach von Begeisterung, dass es doch noch gut ausgegangen sei. Wir konnten staunen, wie unterschiedlich die Betrachtungsweise und Antworten auf die gestellten Fragen waren, wie zum Beispiel:
Wozu braucht man Märchen?
- Was kann man aus dem jeweiligen Märchen lernen?
- Wer hat dir in den Märchen am meisten gefallen?
- Was hättest du gemacht, wenn dir ein Goldteller für deine Gäste gefehlt hätte?
- Dazu wurde fleißig gemalt, gestaltet, gekleistert, …
Dann folgten Rollenspiele, Schattentheater, Kreisspiele, thematisches Turnen und Musizieren. Äste und Baumstämme wurden angeschleppt. Alles zusammen hatte einen „Märchenwald“ ergeben, den die Kinder mit unserer Hilfe und viel Vergnügen aufbauten. In diesem „Märchenwald“ präsentierten die Kinder ihren Eltern und Großeltern ihre Kunststücke. Auch die Senioren aus dem betreuten Wohnen des DRK in Isenbüttel waren dankbar für die Einladung und die kleine Darbietung, die von den Kindern kam.
Das war ein gelungenes Projekt, weil auch heute noch die Märchen ihren festen Platz in unserem Tagesablauf haben.
Liebe Eltern und Großeltern, lesen Sie Ihren Kindern und Enkelkindern Märchen vor. Führen Sie sie in das wunderbare, faszinierende Land des Schönen, Klugen und Erwünschten. Nicht umsonst schrieb der bekannte Psychoanalytiker Bruno Bettelheim: „Kinder brauchen Märchen. Märchen bieten entwicklungsfördernde Projektionshilfen. Sie bieten Erkenntnisse des Lebens von innen her“. Sie entsprechen dem Denken und Erleben des Kindes.